ATELIERGESCHICHTE

ATELIERneun. Ein Erfolgskonzept.

Mit der Gründung des ATELIERneun 1994 schlugen die in ihm zusammengeschlossenen Künstler*innen einen eigenwilligen Weg ein. Unabhängig von staatlicher Förderung wagten sie die aufwendige Instandsetzung eines Hinterhauses in der Heidelbergerfaßgasse 18 in Mainz und schufen sich großzügige Atelierflächen und damit die Basis für hochklassige künstlerische Produktion. Weiträumigkeit und hohe Lagerkapazität zeinchen die Hallen des Ateliers aus, die sich deshalb leicht von materialübersäten Arbeitsbereichen in repräsentative Ausstellungsräume verwandeln lassen. So nahm eine Vision Gestalt an: Das ATELIERneun erhielt den Doppelcharakter als Produktionsstätte und Ort der Präsentation von Kunst. Mitten in der Landeshauptstadt Mainz stifteten die Künstler*innen des Ateliers der Öffentlichkeit ein Forum, auf dem die Betrachter*in den Werken Bildender Kunst noch im Umfeld des Schaffensprozesses begegnen kann. Gleichzeitig ergab sich damit die Möglichkeit, Kunst abseits des eingefahrenen Galeriemarktes zu vernünftigen Preisen anzubieten.

Der Erfolg gibt der Konzeption recht! Vom Insider-Tipp entwickelte sich das ATELIERneun bereits in den ersten Jahren seines Bestehens zu einer nicht mehr wegzudenkenden Größe im kulturellen Erscheinungsbild der Region.

Barbara Annel „Bibliothek von Babel“ Radierung 61 x 79 cm, 1995

Produktion und Dialog im ATELIERneun

Die weitläufigen Hallen des ATELIERneun gliedern sich auf drei Etagen und rund 450 qm Fläche in sieben Atelierbereiche, diverse Lagerräume und ein Büro. Sie bieten genung Platz für die sechs Mitglieder des Ateliers und werden den unterschiedlichsten Produktionsweisen gerecht. Ein Raumteil wird ständig freigehalten für die Projektarbeiten auswärtiger Künstlerinnen und Künstler sowie für Veranstaltungen, Workshops in Malerei, Zeichnung und Plastik.

Die Arbeitsatmosphäre ist durch die offenen und großzügigen Räumlichkeiten spürbar dynamisch. Künstlerischer Austausch wird großgeschrieben – und er ist wohl deshalb besonders fruchtbar, weil eine Vielfalt der künstlerischen Ansätze im ATELIERneun ein sehr breites Spektrum der Ausdrucksformen zeitgenössischer Kunst umfasst. In täglichen Werkstattgesprächen und in einem, alle zwei Wochen stattfinden Jour fixe, hinterfragen die Ateliermitglieder eigene Arbeitsansätze und stellen sich der kompetenten Kritik ihrer Kollegen.

Thomas Zimmermann, „o.T.“, 1995

Diese besondere Arbeitsatmosphäre gegenseiteiger Anregung einerseits und die Fundierung der Produktion durch Ausbau und Unterhaltung des Ateliers in privater Initiative andererseits sind Faktoren, die qualitätssichernd und -steigernd auf die persönliche künstlerische Arbeit wirken. So entsteht eine selbstbewußte Kunst, die sich nicht auf Kompromisse mit den kurzlebigen Trends des Kunstmarktes einlassen muss.

Neben dem Engagement für das ATELIERneun können alle Ateliermitglieder rege Ausstellungs- und Projekttätigkeiten weit über die regionalen Grenzen hinaus aufweisen. Kunst, im ATELIERneun enstanden, beschränkt sich nicht auf diesen Rahmen, sondern bahnt sich erfolgreich Ihren Weg in die Öffentlichkeit.

Anja Ganster „o.T.“ (Ausschnitt), Kaltnadelradierung, 65 x 100 cm, 1996

DIE KULTURELLEN LEISTUNGEN DES ATELIERneun

Visionärer Geist und Selbstbewusstsein schaffen eine Umgebung, in der Kunst gedeiht. In gesichterten Produktionsbedingungen kann die eigene künstlerische Arbeit vorangetrieben werden. Daneben bündeln sich der Ideenreichtum und die gemeinsame Energie der Künstlerinnen und Künstler auf die Ausstellungstätigkeit und die Selbstdarstellung des Ateliers nach aussen. In seiner Konzeption als Produktions- und Präsentationsstätte unter einem Dach kann das ATELIERneun als einmalig in der Region bezeichnet werden. Es versteht sich als kulturelles Forum, dass der Öffentlichkeit die Begenung mit Kunst am Ort ihrer Entstehung anbietet. Dieses Erlebnis ist besonders faszinierend, weil sowohl das Werk als auch die Umgebung noch unmittelbar von der Atmosphäre künstlerischer Auseinandersetzung geprägt sind. Was nicht erfühlt wird, kann erfragt werden. Die Künstler*innen des Ateliers sind „vor Ort“, sind am Dialog mit ihrem Publikum aufs Stärkste interessiert.

Irmgard Steinke „o.T.“, Acryl auf Leinwand, 130 x 140 cm, 1996

Eckpfeiler der Öffentlichkeitsarbeit des ATELIERneun bilden die Jahresausstellungen der Ateliermitglieder und zum anderen die Austellungen auswärtiger Künstler.

Die Jahresausstellung gibt dem Betrachter einen frischen Einblick in die neuesten Arbeiten der Ateliermitglieder. Fast alle der hier gezeigten Werke werden zum ersten Mal präsentiert. Der Besucher ist auf Tuchfühlung mit den spannenden Entwicklungen und Wandlungen im Werk des Einzelnen, die sich im verlauf eines Jahres ergeben.

Die Ausstellung jeweils zweier externer Künstler hat sich mit der Zeit zu einer Präsentation gewandelt, die ein Ateliermitglied mit einem oder mehreren Künstler*innen bestreitet. Auch sie findet im jährlichen Turnus statt. Mit Ihr soll besonders junge Kunst gefördert werden, die sich durch hervorrangende Qualität auszeichnet.

Siegfried Räth, „Lichtung“, Öl auf Leinwand 150 x 140 cm, 1996

Jeden Herbst beteiligt sich das ATELIERneun an der vom Bundesverband bildender Künstler initiierten landesweiten Aktion „Offene Ateliers“. Damit wird dem Besucher Gelegenheit gegeben, das Atelier im Arbeitsbetrieb zu besichtigen. Zu den genannten Veranstaltungen gesellen sich in unregelmäßigen Abständen Einzelausstellungen von Ateliermitgliedern, sowie Konzerte, Aktionen und Lesungen. Steigende Besucherzahlen und die zunehmende Wahrnehmung des ATELIERneun in den Medien sind ein eindrucksvoller Beleg dafür, dass der eingeschlagene Weg auch für die Zukunft Erfolg verspricht.

Anne Kuprat, „Reni“, Pappmaché, h 165 cm, 1996